Winzer: Château Cos d'Estournel
Das Château Cos d’Estournel ist eines der berühmtesten Weingüter von Bordeaux. Seit der Klassifikation von 1855 ist das Weingut als „Deuxième Grand Cru Classé“ eingestuft, in der zweithöchsten der Klassifikation von 1855. Das Gut liegt in Saint-Estèphe im Süden, unmittelbar an der Gemeindegrenze zu Pauillac auf der ersten Anhöhe und gegenüber dem Schwestergut Château Cos Labory. Durch den sandigen, kieselfesten Boden wird auch im Sommer genügend Feuchtigkeit gespeichert. Im Winter dagegen sorgt die Hanglage und die tiefgründige Beschaffenheit des Unterbodens (entstanden im Eozän) dafür, dass sich kein Wasser anstaut. Gegründet wurde das Gut im 19. Jahrhundert von dem Weinkaufmann Louis-Gaspard Estournel, dessen Spezialität der Pferdehandel aus Arabien und der Weinhandel nach Arabien und Indien sozusagen im Pendelverkehr war. Estournel setzte sich zum Ziel, in Nachbarschaft des hochangesehenen Gutes Château Lafite-Rothschild in Pauillac, auf der anderen Seite des kleinen Grabens Jalle de Breuil, den besten Wein der Erde herzustellen. Hierzu kaufte er die Kieshöhen nördlich oberhalb von Lafite und begann eine ausgedehnte Bauaktivität. Bei seinen Handelsaktivitäten stellte er fest, dass der aus Indien zurückgekehrte, nicht verkaufte Wein besser war als der gleiche, im Château verbliebene Wein. Dies veranlasste ihn, alle seine Weine vor dem Verkauf auf Schiffsreise zu senden, da er die Qualitätsverbesserung der Kostenerhöhung vorzog. Die Weine jener Jahre markierte er mit einem „R“: Retour des Indes, zurück aus Indien, als Qualitätsmerkmal. Sie wurden ihm zunächst förmlich aus den Händen gerissen. Diese aufwendigen Maßnahmen des Bauens und Schiffstransportes jedoch ruinierten ihn mittelfristig; er musste sein Gut 1852 an seinen fast ebenso weinverrückten Londoner Bankier Martyns verkaufen. Estournel blieb ledig und kinderlos. Er starb ein Jahr später mit 91 Jahren als armer Mann, kurz bevor sein Lebenswerk 1855 durch die Einstufung als „Deuxieme Grand Cru“ internationale Anerkennung erlangte. Der große Fasslagerkeller wurde von Estournel in der Art einer chinesischen Pagode mit mehreren geschwungenen Dächern gebaut. Die Giebelseite schmückt eine beeindruckend mit Schnitzarbeiten verzierte dunkle Doppelflügeltür, die angeblich aus dem Harembereich des Sultanpalastes von Sansibar stammt und im Handel gegen Wein erstanden wurde.